13.10.2020

Studie belegt: CO2-neutral bis 2035 ist möglich

Kann Deutschland das 1,5-°C Ziel des Pariser Klimaabkommens noch schaffen und wenn ja, mit welchen Maßnahmen? Diese Fragen hat das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie im Auftrag von Fridays for Future Deutschland in einer Studie untersucht, die mit finanzieller Unterstützung der GLS Bank ermöglicht wurde.

Das Ergebnis in Kürze: Deutschland kann bis 2035 CO2-neutral sein. 

Warum 2035 statt wie bisher von der Bundesregierung geplant 2050? Diese früher als bisher angestrebte Treibhausgasneutralität ist notwendig, damit Deutschland das ihm zur Verfügung stehende 1,5-°C-Emissionsbudget einhalten kann. Maßnahmen zur Verringerung von Emissionen müssen deshalb sehr viel schneller umgesetzt werden als bisher angenommen. Das erfordert zwar große Anstrengungen, ist aber machbar, meinen die Wissenschaftler*innen. Das Wuppertal Institut legt seinen Berechnungen die Annahme des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) zugrunde, dass die Pro-Kopf-Emissionen weltweit gleich verteilt werden und Deutschland keinen überproportionalen Anteil beanspruchen darf. Für Deutschland sind das 4.200 Millionen Tonnen. Mit den von der Politik bisher geplanten Maßnahmen würde Deutschland bis 2050 10.300 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. Damit sind die Klimaziele der Bundesregierung nicht vereinbar mit einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C, auch nicht auf 2 °C.

Copyright: Fridays for Future

Das Wuppertal Institut schlägt u.a. folgende Maßnahmen in besonders emissionsintensiven Sektoren vor:

  • Energie: Ausbau von Wind- und Solarenergie von zusammen mindestens 25 bis 30 GW pro Jahr (bisher geplant 9,6 GW pro Jahr)
  • Industrie: Alle neuen Industrieanlagen müssen sich klimaneutral betreiben lassen, bestehende Anlagen müssen bis 2035 auf nicht-fossile Technologien umgestellt oder stillgelegt werden. 
  • Verkehr: Halbieren des Autoverkehrs und Verdoppeln des ÖPNV bis 2035; Verlagerung von 30 % des Lkw-Verkehrs auf die Bahn; Beendigung des innerdeutschen Flugverkehrs.
  • Gebäude: Steigerung der energetischen Sanierungsrate auf 4 % pro Jahr (bisher 1 %, Ziel der Bundesregierung 2 % wird nicht erreicht)

Die Wissenschaftler*innen legen in der Studie dar, dass die aktuellen Reduktionsziele und die bisher von der Politik vorgeschlagenen Maßnahmen die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze weit verfehlen würden. Vielmehr müssten die CO2-Emissionen bis 2025 mindestens um 60 % und bis 2030 mindestens um 85 % vermindert werden (jeweils gegenüber 1990). Ein CO2-Preis von perspektivisch 180 Euro pro Tonne würde das Erreichen dieser Ziele und die Umsetzung der vom Wuppertal Institut vorgeschlagenen Maßnahmen beschleunigen.

Die Politik muss handeln. Jetzt!
Was nun erforderlich ist, ist eine Priorisierung des Klimaschutzes in allen Politikbereichen. Wir brauchen eine Bundesregierung der Transformation, die in Gesellschaft und Wirtschaft für eine breite Zustimmung wirbt und darauf achtet, den Wandel sozial und gerecht zu gestalten. Damit sollten wir aber nicht bis zur nächsten Wahl warten. Die Politik muss jetzt handeln. 

Fridays For Future begreift die Ergebnisse der Studie als klaren Auftrag an alle demokratischen Parteien, ihre Klimaziele und Programme ans 1,5-Grad-Ziel anzupassen. Dazu sagt Thomas Jorberg, Vorstandssprecher GLS Bank: "Wir als GLS Bank mit unseren 270.000 Kund*innen unterstützen die Forderungen von Fridays for Future, denn eine Transformation ist möglich und notwendig.“


Mehr Infos
Studie "Wuppertal Institut (2020). CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze" 
Kurzfassung der Studie "CO2-neutral bis 2035"

Politische Forderungen der GLS Bank: CO2-Abgabe, Pestizidabgabe, Kapital besteuern, Arbeit entlasten, Bedingungsloses Grundeinkommen
Hallo Zukunft - Nachhaltigkeitsbericht 2019