12.05.2021

Enkeltauglichkeit – ein Verfassungsrecht!

Bochum, 12.05.2021. Das Bundeskabinett hat heute das neue Klimaschutzgesetz beschlossen. Es sieht Klimaneutralität bis 2045 und stärkere CO2-Einsparungen für die Wirtschaft vor. Alle Unternehmen sollten dies als Chance begreifen, empfiehlt Thomas Jorberg, Vorstandssprecher von Deutschlands größter Nachhaltigkeitsbank.

„Das Bundesverfassungsgericht hat einen unmissverständlichen Auftrag formuliert: Ab jetzt ist nurmehr engeltaugliches Wirtschaften mit dem Grundgesetz vereinbar. Die Debatte um Klimaziele ist de facto beendet. Gebraucht werden Rahmenbedingungen, die die Transformation zügig einleiten. Das neue Gesetz geht in diese richtige Richtung, reicht aber nicht aus.

Es liegen etliche Vorschläge auf dem Tisch, wie wir die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen können. Einen möglichen Weg hat das Wuppertal Institut bereits vergangenes Jahr aufgezeigt, in seiner von der GLS Bank finanzierten 1,5-Grad-Studie für Fridays for Future. Mit diesen Vorschlägen würde Deutschland bereits 2035 CO2-neutral.

Die Wirtschaft droht die Jahrhundertchance zu verschlafen. Viele Unternehmen rufen nach Ausnahmen und Rabatten auf CO2-Preise. Dabei sind sie keine Opfer. Im Sinne der Generationengerechtigkeit sind sie Täter, die der Jugend die Zukunft rauben. Wobei es zu leicht wäre, mit dem Finger nur auf Konzerne zu zeigen. Auch Konsumentinnen und Konsumenten tragen Verantwortung. Wir müssen uns aus unserer kollektiven Mittäterschaft befreien.

Wie also die Wirtschaft zu ihrem Glück zwingen? Der Schlüssel liegt im CO2-Preis. Derzeit beträgt dieser 25 Euro pro Tonne, was viel zu billig ist. Erforderlich wären mindestens 60 Euro pro Tonne und ein zuverlässig geplanter Anstieg in den nächsten Jahren. Dann würde nicht mehr auf kurzfristige Gewinne mit alten Technologien gesetzt, sondern auf langfristige Neuausrichtung. Wer sich also heute noch widersetzt, wird morgen dankbar sein für hohe CO2-Preise. Wer sich zu langsam verändert wird nicht wettbewerbsfähig bleiben – und wer jetzt die nötigen Schritte tut, wird gewinnen.

Damit wären wir bei der Verantwortung der Banken. Klimaschädliche Investitionen werden zu ökonomischen Risiken, die schnell zu Ausfällen führen können. Das umfasst Risiken wie Überschwemmung oder Dürren ebenso wie transitorische Risiken wie der Umstieg auf emissionsarme Produktion.

Die Frage ist nicht, ob die Transformation auch die traditionelle Wirtschaft und den Mittelstand erfasst, sondern wann. Das hängt auch davon ab, wann konventionelle Banken sich selbst strengere Regeln auferlegen.“