Stellungnahme // Kontokündigungen
Liebe Kund*innen, liebe Mitglieder,
uns erreichen im Moment viele Anfragen. Dazu möchten wir unter Berücksichtigung des Datenschutzes Stellung nehmen. Wir dürfen weiterhin nicht auf einzelne Fälle eingehen. Wir führen über 11.000 Konten von sozialen, aktivistischen, caritativen Organisationen. Darauf sind wir stolz. Es ist uns ein großes Anliegen, die Zivilgesellschaft und alle demokratischen Kräfte in Deutschland durch unsere Finanzdienstleistungen zu unterstützen. Als Bank sind wir gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen verpflichtet. Diese Rahmenbedingungen ändern sich mit der Zeit. Dazu kommen auch andere Dokumente, die wir laut Gesetz berücksichtigen müssen, wie etwa Sanktionslisten. Bestimmte Anhaltspunkte haben zur Folge, dass wir erhöhte Sorgfaltspflichten haben. Wenn etwa Organisationen Spenden sammeln oder vom Verfassungsschutz beobachtet werden, kann das die Sorgfaltspflichten der Bank erhöhen.
Konkret bedeutet es: Banken müssen dann jede Kontobewegung prüfen. Die Banker*innen müssen sicher sein, dass jede Kontobewegung, jede Mittelherkunft und jede Verwendung der Gelder korrekt und zweifelfrei nachvollziehbar ist. Auf der anderen Seite tragen Kund*innen die Verantwortung dafür, was sie tun und müssen ihr Tun gegenüber ihrer Bank dokumentieren. Die Risiken, falls etwas nicht stimmt, trägt sowohl die Bank als auch einzelne Mitarbeiter*innen. So ist die Rechtslage. In diesem Rahmen tun wir alles, was in unserer Macht steht. Für mehr als 11.000 Konten. Banken müssen hier also eine Abwägung vornehmen: Wie lange können sie ein Konto weiterführen? Welcher Arbeitsaufwand ist realistisch? Welches Risiko entsteht für die Gesamtbank und für einzelne Mitarbeitende? Wir haben stets die gesamte Bank und ihre Gemeinschaft im Blick. Aus unserer Sicht dürfen einzelne Risiken nicht das Ganze gefährden. Wir müssen im Interesse aller Kund*innen handeln. Verfehlungen in diesem Zusammenhang ziehen erhebliche Bußgelder und weitere Sanktionen für die Bank nach sich. Deswegen entscheiden wir alles im Einzelfall und prüfen sorgfältig. Von tausenden Konten haben wir einige wenige gekündigt. Wir betreiben einen sehr hohen Aufwand, um möglichst weiterhin den gewohnten Bankservice zu bieten. Wir haben Stunden, Tage, Wochen damit verbracht, abzuwägen. Im Gesamtbild hat sich ergeben, dass wir uns von einigen wenigen Organisationen trennen mussten. Uns ist bewusst, dass das für die betroffenen Organisationen ein sehr harter Einschnitt ist.
Spricht die GLS Bank Kündigungen aus, die politisch motiviert sind? Nein.
Als Bank unterliegen wir den Gesetzen und werden, wie alle Banken, von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) beaufsichtigt. Die Dokumente, Rechte und Reglungen der BaFin sind öffentlich auf bafin.de zugänglich. Wir teilen die Sorge unserer Gemeinschaft, dass sich Räume für die demokratische Zivilgesellschaft verengen. Organisationen und Vereine, die sich sowohl dem bürgerlichen als auch politisch linken Spektrum zuordnen, werden zunehmend angefeindet oder sabotiert. Unserer Wahrnehmung nach sind es vor allem Strategien, die faschistische Gruppen untereinander austauschen. Sie vernetzen sich europaweit. Ihr Ziel ist, die freie und demokratische Gesellschaft durch einen autoritären Staat zu ersetzen. Auf der anderen Seite sehen wir in der Bevölkerung eine wachsende Bereitschaft, sich dagegenzustellen und eine andere Zukunft zu gestalten. Kündigungen gehören leider zum Tagesgeschäft einer Bank.
In den vergangenen Jahren erleben wir eine fortlaufende Verschärfung der regulatorischen Anforderungen seitens der BaFin. Im August 2025 erklärte die Exekutivdirektorin der BaFin, Birgit Rodolphe, im Handelsblatt, dass die BaFin verstärkt die Geldwäscheprävention von Banken und Finanzdienstleistern prüft. „Wir kommen häufiger bei den Banken vorbei. Mir war immer wichtig, die Geldwäscheabteilung der Bafin deutlich stärker in Richtung einer Prüfungsorganisation zu entwickeln.“ Deutschland galt lange als Geldwäscheparadies. Um das einzudämmen, tragen Banken eine entscheidende Rolle. Sie sind dazu verpflichtet, Kontobewegungen zu prüfen, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verhindern. Das gehört zum Tagesgeschäft. Das sind regulatorisch vorgegebene Prozesse einer Bank.
Wie geht es weiter?
Kund*innen haben Sorge, dass sie demnächst selbst betroffen sein könnten. Hier möchten wir nochmal betonen: Wir tun alles, um Konten weiterzuführen. Die GLS Bank steht seit Ihrer Gründung für eine aktive Teilhabe an der Zivilgesellschaft. Dafür stehen wir auch in Zukunft.
Ein Geschäfts- und Vereinskonto zu führen ist komplexer als die Führung eines privaten Girokontos. Hier müssen sowohl die Bank als auch die Kontoinhaber*innen aktiv mitwirken. Ihr sammelt Spenden und seid Euch unsicher wie Ihr damit verfahren sollt?
Auf unserer Website geben wir bereits allgemeine Auskunft zur Kontoführung bei Geschäftskonten, um Anforderungen transparent zu machen:
1. Häufig gestellte Fragen - GLS Bank
2. Geldwäsche & Terrorismus im Online-Banking: Risiken & Prävention
3. Regulatorik - GLS Bank
Darüber hinaus stehen wir Euch als Ansprechpartnerin zur Seite. Im neuen Jahr werden wir euch aktiv unterstützen und zu dem Thema in den Austausch gehen. Aufgrund der zahlreichen Anfragen können wir leider nicht auf jede Anfrage individuell eingehen. Wir bitten um euer Verständnis.
Aysel Osmanoglu, Dirk Kannacher und das Kommunikationsteam
Bochum, den 24. Dezember 2025