
Lebensraum Diakonie
Bedingungsloses Obdach für Menschen ohne Wohnung
Stand: August 2024
Fürsorglich und inklusiv
In Deutschland leben mehr als 260.000 Menschen ohne Wohnung, so heißt es im ersten „Bericht zur Obdach- und Wohnungslosigkeit“ der Bundesregierung, veröffentlicht 2022. Ende des Jahres 2024 werden diese Zahlen aktualisiert, aber jetzt schon ist klar: Sie haben sich nach oben bewegt. Dafür gibt es finanzielle Gründe wie prekäre Jobs, den teuren Wohnungsmarkt, steigende Lebenshaltungskosten und einen Mangel an Sozialwohnungen. Menschen verlieren ihre Wohnungen aber auch, weil sie entlassen oder psychisch krank werden, weil sie von Drogen abhängig sind, in Streit mit Vermieter*innen geraten, Trennung erleben. Kein Dach über dem Kopf zu haben, nimmt ihnen die Möglichkeit, ihre Grundbedürfnisse ganz privat zu stillen: Essen, Schlafen, Ruhe finden. In den vergangenen Jahren ist das Risiko eines gesellschaftlichen Abstiegs größer geworden, auch für junge Leute. Und er trifft auch Menschen, die kurz zuvor noch ein relativ gesichertes, bürgerliches Leben führten. Umso wichtiger sind Konzepte wie das in Lüneburg. Es zeigt, wie eine inklusive, fürsorgliche Stadtgemeinschaft aussehen kann, und gibt anderen Städten ein Beispiel.
Wohnprojekt in ehemaliger Haftanstalt
Seit einem guten Jahr leitet Thorben Peters die HERBERGEplus, untergebracht in einem Backsteinbau am Rande der Altstadt. Die unter Denkmalschutz stehende frühere Haftanstalt ist eines der Wohn- und Beratungsprojekte von Lebensraum Diakonie. Hinter dem Hauptgebäude erstreckt sich ein flacher Ergänzungsbau aus Holz. Rund 100 Menschen leben hier betreut von einem 30-köpfigen Team. „Unterkunft und Schutz sind ein indiskutables Grundrecht“, sagt Herbergsleiter Peters. „Wir sind die letzte Tür, die offen bleibt.“ 50 Betten für ein schlichtes Obdach stellt die Herberge bereit; ebenso viele Menschen nimmt sie stationär auf und begleitet sie durch einen langfristig angelegten Hilfeprozess. „Wir mochten ein Ort sein, an dem Veränderung und Entwicklung wartet“, sagt Peters.
Neubau geplant
Die Mietwohnungen, das Obdach, die stationäre Begleitung – alles ist voll ausgelastet. Peters blickt auf den in die Jahre gekommenen Holzbungalow. Bis Ende 2025 soll an derselben Stelle ein dreistöckiges Gebäude entstehen, ein inklusiver Bau mit Fahrstühle und einem Pflegebad, 36 Zimmern, 12 stationären Platzen und 24 Mietwohnungen. „Damit verdoppeln wir die Kapazitäten des Holzbaus“, sagt Vereinsvorsitzende Mainz. Einen Großteil der neun Millionen Euro Baukosten finanziert ein Kredit der GLS Bank. „Wir sind ein gemeinnütziger Verein und machen keine großen Gewinne“, sagt Tanja Mainz. „Aber die GLS glaubt an uns und unser Leuchtturmprojekt – das ist ein gutes Gefühl.“
Obdachlosigkeit kann jede*n treffen
„Niemand gehört hier hin“, sagt Peters. „Wenn es so weit kommt, zeigt das immer auch ein Versagen unserer Gesellschaft und ihrer Hilfssysteme.“ Peters ärgert, dass er oft zu verstehen bekommt, seine Klient*innen seien selbst schuld an ihrem Elend. „Es kann jedem von uns passieren.“ Eine Bitte hat Jasmin noch. In diesem Artikel solle unbedingt stehen, wie dankbar sie sei. Und dass es auch ihren Mitbewohner*innen so gehe. Wenn der Neubau Am Benedikt in zwei Jahren fertig ist, hofft Jasmin, in eine der Mietwohnungen ziehen zu können. Sie mochte in der vertrauten Umgebung bleiben. „Die Herberge ist mein Zuhause geworden.“
Der ganze Beitrag zur Diakonie Lebensraum auf unserem Blog.
Fotos: Achim Multhaupt