
Schenkwindrad Gnannenweiler
Erlöse aus einer Windenergieanlage bleiben in der Region
Stand: August 2024
Im Kreis Heidenheim zwischen Stuttgart und München stehen 42 Windenergieanlagen, die gemeinsam über 100 Megawatt Strom im Jahr erzeugen. Der Windpark Gnannenweiler sticht mit einer Anlage heraus: Dort dreht sich das Schenkwindrad für die Menschen in der Region. Denn der Erlös fließt in die Heidenheimer Klinik für Integrative Medizin. Ein Projekt zum Nachahmen, finanziert von der GLS Bank. „Das Beste an unserem Schenkwindrad ist, dass eine Idee von zwei Standpunkten aus entstanden ist und sich in diesem Projekt getroffen hat“, sagt Daniel Büttner, Lehrer an einer Waldorfschule in Aalen, 25 Kilometer oberhalb von Gnannenweiler. Er ist auch Vertreter der Bürgerwindrad für Gemeinwesen und Gesundheit GmbH & Co. KG, die die Anlage betreibt.
Ein Standpunkt ist die Sicht des Unternehmers. Erwin Schweizer und Georg Honold sind Windparkprojektierer und -betreiber mit langjähriger Erfahrung. Sie haben gemerkt, wie wichtig es ist, dass Überschüsse aus Windenergieanlagen in der Region bleiben. „Das ist für die Akzeptanz der Windenergie ein ganz entscheidender Faktor“, sagt Schweizer. Der andere Standpunkt ist eine Haltung, die sowohl Menschen wie Daniel Büttner als auch die GLS Bank haben: Geld ist ein zentraler Gestaltungsfaktor in der Gesellschaft. Geld sollte vor allem dafür eingesetzt werden, wesentliche Lebensbedürfnisse zu erfüllen und notwendige Arbeiten zu ermöglichen. Genau das wird für die Menschen im Kreis Heidenheim erlebbar. Die Überschüsse des Windrads, das auf ihrem Land steht, fließen nicht an anonyme Investoren oder sonst wohin auf der Welt. Sie fließen in das eigene Krankenhaus und sind somit ein regelmäßiges Geldgeschenk an die Gemeinschaft. Mit diesem Modell können sich die Einwohner*innen des Landkreises gut verbinden.
Einweihung des Schenkwindrads nach nur einem Jahr Bauzeit
Im September 2021 wurde das auf den Namen „Schenkwindrad Gnannenweiler“ getaufte Projekt nach nur einjähriger Bauzeit fertig – und feierlich eingeweiht. Es ist das erste Windrad in Deutschland, das nicht nur nachhaltigen Strom erzeugt, sondern dessen Gewinne auch ausschließlich gemeinnützigen Zwecken zugutekommen. Der Weg dahin war dennoch kein leichter. Die Planungszeit betrug ganze sieben Jahre, kompliziert war die Organisation eines Bürgerwindrads in Kombination mit dem Thema Gemeinnützigkeit. Windparkpionier Erwin Schweizer hielt an seiner Überzeugung fest, dass die Bürger*innen bei der Windenergie als Investor*innen beteiligt werden müssen. Das Echo bestätigte ihn: Der Wunsch der Menschen, beim Schenkwindrad mitzumachen, war so groß, dass gar nicht alle zum Zug kommen konnten.
Wie wurde finanziert?
Zehn Gesellschafter brachten jeweils 1.000 Euro als Startkapital ein. Bei einer Versammlung für interessierte Anleger*innen kamen über 300.000 Euro für Nachrangdarlehen mit vier Prozent Verzinsung zusammen. Die Nachrangdarlehen haben unterschiedliche Laufzeiten und werden entsprechend zurückgezahlt. Seitens der GLS-Bank wurden über 95 Prozent des Schenkwindrads per Kredit finanziert.
Zum Interview mit den drei Menschen hinter dem Projekt
Fotos: Oliver Vogel