
Correctiv
Die Correctiv-Jugendredaktion Salon5 will Jugendliche für Demokratie begeistern
Stand: Mai 2024
Wenn man aus der Bottroper Fußgängerzone in die Essener Straße abbiegt und durch die Tür eines alten Ladengeschäfts tritt, beginnt dahinter eine eigene Welt: warme Teppiche, modernste technische Ausstattung für Video- und Podcastaufnahmen, in der Teeküche steht ein Tischkicker. Es ist die Welt von Hatice Kahraman und ihrem Team. Hatice leitet in diesen Räumen die Jugendredaktion Salon5, ein Projekt des Medienunternehmens Correctiv, vor allem bekannt für investigativen Journalismus. Aufsehen erregte vor allem die sogenannte „Geheimplan“-Recherche zu einem Treffen von Rechtsextremen, bei dem über umfangreiche Abschiebung beraten wurde. Im Salon5 geht es nicht unbedingt um investigativen Journalismus. Vielmehr handelt es sich um ein ambitioniertes Projekt, das Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren Medienkompetenz und journalistisches Handwerk naherbringen soll. „Wir vermitteln den Jugendlichen, was Demokratie ist und warum sie für uns alle wichtig ist“, erklärt die Hausherrin.
Tiktok und Youtube bei jungen Menschen beliebter als etablierte Medien
Neue Journalist*innen zu rekrutieren, sei bei Salon5 bestenfalls ein Nebeneffekt. Es gehe darum, junge Menschen für wichtige Themen unserer Zeit zu begeistern, gerade diejenigen, die besonders weit von klassischen Medien entfernt sind. Und das sind viele, wie Kahraman berichten kann. „Die jungen Menschen, die zu uns kommen, beziehen ihre Informationen in erster Linie über Tiktok, die erkennen teilweise nicht einmal das Logo der Tagesschau“, berichtet sie. Die Bedeutung etablierter Medien für Jugendliche sei deutlich geringer, als es in den Verlagshäusern teilweise angenommen wird. Das deckt sich mit Erkenntnissen der Wissenschaft. „Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene […] haben nur ein geringes Interesse am aktuellen Weltgeschehen, nutzen kaum Informationsangebote etablierter Medien und werden daher mit journalistischen Angeboten kaum noch erreicht“, erklärten etwa Forscher des Leibniz-Instituts für Medienforschung vergangenes Jahr in einem Arbeitspapier. Das gelte etwa für ein Drittel der 14- bis 24-Jährigen, bei den 14- bis 17-Jährigen seien es sogar 45 Prozent. Stattdessen nutzen sie Tiktok und Youtube, und das vor allem zu Unterhaltungszwecken und nur beiläufig zur Informationsgewinnung.
Redaktion und Jugendclub
„Wir nehmen die Jugendlichen ernst, hören ihnen zu und finden so heraus, was sie interessiert“, sagt Kahraman. Das konnten fehlende Spiegel auf der Schultoilette sein, aber auch die ganz großen Themen wie der Klimawandel. Im Anschluss arbeitet das Team von Salon5 mit den Jungredakteuren aus, wie sich diese Themen in Podcasts oder Videos aufbereiten lassen. Die Ausstattung in der Redaktion gibt ihnen die Möglichkeit, mit verschiedenen Medien zu experimentieren. Es gibt ein Studio mit Greenscreen für Videoaufnahmen und ein kleines Podcaststudio mit modernen Mikrofonen. Wichtig dabei: Journalistische Standards wurden nicht aufgeweicht, die Mitglieder der Jugendredaktion bekamen das journalistische Handwerk vermittelt.
Mehr über die Jungredakteur*innen und die Arbeit bei Salon5 erfahren.
Foto: Severin Wohlleben