Florian Henle, Geschäftsführer von Polarstern, installiert PV-Module

Energiewende mit Mieterstrom und Dachanlagenpacht

Damit die Energiewende klappt, braucht es innovative Ideen, z. B. Dachanlagenpacht und Mieterstrommodelle wie sie unser Kunde Polarstern anbietet.

Wir sprachen mit Polarstern-Geschäftsführer Florian Henle

Wer steht hinter Polarstern? 

Polarstern ist ein unabhängiger Ökoenergieversorger, der bis heute mehrheitlich in der Hand der Gründer ist. Jakob Assmann, Simon Stadler und ich haben das Unternehmen im Frühjahr 2011 gegründet. Noch immer halten wir die Mehrheit der Unternehmensanteile. 

Wir haben das Unternehmen aus der Überzeugung heraus gegründet, mit Energie die Welt zu verändern. Dabei wollten wir zum einen mit unserer Arbeit etwas Sinnvolles tun. Etwas, bei dem wir die Zukunft wertvoll mitgestalten. Zum anderen sahen wir konkret im Energiemarkt und besonders im Wärmemarkt eine große Notwendigkeit, mehr zu tun. 70 bis 80 % des Energieverbrauchs im Haushalt entfällt auf die Wärme. Aber anders als im Strommarkt liegt im Gasmarkt der Anteil erneuerbarer Energien nur bei rund 15 %. Genau das wollten wir mit dem ersten Ökogasangebot komplett auf Basis von Reststoffen ändern. Am Ende kam dabei ein neuer Ökoenergieversorger heraus. 

Dachanlagenpacht und Mieterstrommodelle spielen bei der Energiewende eine große Rolle. Was hat es mit dem Mieterstrom auf sich?

In Mieterstromprojekten wird lokal Strom erzeugt und direkt an verschiedene Verbraucher vor Ort geliefert. Das können Haushalte sein, genauso wie Wärmepumpen und Ladestationen für Elektroautos. Indem genau dort Strom erzeugt wird, wo er benötigt wird, ist die Energieversorgung nicht nur effizienter und sauberer, sondern hat auch klare Kostenvorteile.

Mit Mieterstrom bringen wir also die Energiewende in Städte und Ballungsräume. Da ein Großteil der Gebäude in Deutschland Mehrparteienhäuser sind, trägt diese Form der dezentralen Energieversorgung entscheidend zum Ausbau erneuerbarer Energien und zum Klimaschutz bei.

Was ist das Besondere an Ihrem Mieterstrom-Contracting-Angebot?

Wir denken Mieterstrom ganzheitlich. Idealerweise beinhaltet das die Stromversorgung, die Wärme-/Kälteversorgung sowie Elektromobilitätslösungen. Mieterstrom kann man auf verschiedene Weise umsetzen, je nachdem, wie viel der/die Immobilienbesitzer*in selbst übernehmen möchte. 

Beim Contracting übernimmt Polarstern als Mieterstrompartner den Betrieb und oft auch die Finanzierung der Energieerzeugungsanlage(n). Der*die Immobilienbesitzer*in senkt so zum Teil die eigenen Investitionskosten. Außerdem vermeidet er*sie durch das Mieterstrom-Angebot gewerbesteuerpflichtig zu werden. Denn Polarstern als Mieterstrom-Partner übernimmt die Rolle des Betreibers der Energieerzeugungsanlagen und die Energieversorgung der Mieter*innen. Es wird lediglich der Platz für die Energieerzeugungsanlagen zur Verfügung gestellt. Dafür gibt es eine Art Pacht. Für Immobilienbesitzer*innen ist das die einfachste Art, dezentrale Energiekonzepte umzusetzen.

Polarstern: Photovoltaik Dachanlage

Für welche Projekte bieten Sie Ihre Mieterstrom-Lösungen an?

Mieterstrom funktioniert fast in allen Gebäudearten, im Neubau genauso wie im Bestand, in klassischen sowie in kombinierten Wohn- und Geschäftsgebäuden, in denkmalgeschützten Bauten und auch in institutionellen Gebäuden wie etwa Betreutes Wohnen, Arztzentren und Co. Genauso arbeiten wir mit Kommunen zusammen.

Worauf kommt es an?

Wird Mieterstrom frühzeitig beim Bau oder der Sanierung berücksichtigt, ist er in der Regel gut umzusetzen. Wichtig ist immer, das einzelne Mieterstromprojekt zu betrachten, um die passendste Lösung zu finden. Projektmanagement und Erfahrung mit der Energieversorgung sind das A und O für den Erfolg.

Wie viel CO2 lässt sich einsparen?

Das hängt von mehreren Faktoren ab: Wie groß die Energieerzeugungsanlagen sind, wie hoch der Energiebedarf ist und wie viel lokal erzeugte Energie genutzt werden kann. In der Mieterstromversorgung mit Polarstern wird neben vor Ort erzeugtem Strom für den Reststrombedarf ausschließlich Ökostrom genutzt. Ein Haushalt kann so seine CO2-Emissionen um mehrere Tonnen im Jahr senken. Wird der erzeugte Solarstrom auch in der Wärmeversorgung und für das Laden von Elektroautos genutzt, können viele weitere Tonnen CO2 gespart werden.

Was kostet eine kWh (Mieter-)Strom bzw. eine lokal und erneuerbar erzeugte kWh Wärme? 

Im Mittel sparen Haushalte durch Mieterstrom 10 bis 15 Prozent Stromkosten verglichen zum Grundversorgungstarif. Auch der Einsatz des erzeugten Solarstroms zur Wärmeversorgung und in der Mobilität hat klare Preisvorteile. Sie werden in den nächsten Jahren durch die CO2-Preise auf fossile Brennstoffe immer größer.

Wie setzt sich Mieterstrom zusammen?

Mieterstrom ist eine Mischung aus vor Ort erzeugtem Strom und Reststrom aus dem Stromnetz, wenn der Strombedarf die Stromerzeugung übersteigt. Also abends oder bei schlechtem Wetter, wenn der Strom mit Solaranlagen erzeugt wird. In unserem Mieterstromangebot stammt der Reststrom zu 100 % aus deutscher Laufwasserkraft. Unser Mieterstrom ist ein 100-%iges Ökostromangebot. 

Welche Energiequellen halten Sie für sinnvoll?

Die Kombination von PV-Anlage und Wärmepumpe ist absolut im Trend, sinnvoll und auch unser Favorit. Ob finanziell, ökologisch und aus Klimasicht. Gerade in Neubauten rechnet sich ihr Einsatz – auch im Mieterstrom – aufgrund des geringeren Wärmebedarfs in energieeffizienteren Gebäuden.

Wie sehen Sie die Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen?

Das Duo aus dem neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) und der ab 2021 greifenden CO2-Bepreisung hat das Potenzial, endlich die dringend nötige Klimawende im Gebäudesektor einzuleiten. Dabei kommt der Mieterstromversorgung eine Schlüsselrolle zu. Wie stark der Rückhalt durch die EEG-Novelle ist, bleibt abzuwarten. Stand heute, Anfang Dezember, wird über wichtige Eckpunkte noch gerungen. Sinnvoll wäre eine bundesweite PV-Pflicht für Neubauten und Sanierungen. Dies würde die Energiewende wirklich in den urbanen Raum bringen und perfekt mit Mieterstromlösungen harmonieren.

Welche Ziele hat Polarstern für die kommenden Jahre?

In den vergangenen zehn Jahren haben wir unser Produktportfolio erweitert und bieten nicht nur Ökogas und Ökostrom an, sondern auch diverse Spezialtarife und Lösungen zur ganzheitlichen Energieversorgung von Gebäuden etwa Mieterstrom, sowie Rundum-sorglos-Elektromobilitätslösungen. Auch haben wir unser Engagement als Social Business und Gemeinwohl-Unternehmen verstärkt und wirken unter anderem über die Gemeinwohlökonomie und das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland am Wandel mit hin zu einem wirklich nachhaltigeren Wirtschaftsleben.

Fotos: Polarstern; Titelfoto: Florian Henle, Geschäftsführer von Polarstern, installiert PV-Module