Nachhaltige Wirtschaft zur Wahl
Wirksamer Klimaschutz – oder Schutt und Asche
Bochum. Mehr als 1300 Unternehmen fordern von den Parteien nach der Bundestagswahl deutlich mehr Tempo und Engagement beim Klima- und Artenschutz – unter anderem mit einem CO2-Preis von mindestens 80 Euro pro Tonne und einer Abgabe auf Spritz- und Düngemittel. Die GLS Bank hat dazu ein Positionspapier mit fünf Punkten veröffentlicht.
Der Aufruf „Zukunft jetzt!“ formuliert für die nächste Bundesregierung einen klaren Auftrag: „Wir brauchen schnell konkrete politische Rahmenbedingungen, durch die mehr Unternehmen ihre Strategie hin zu nachhaltigem Wirtschaften ändern“, sagt Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank.
Mit keinem Wahlprogramm der Bundestagsparteien ist das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. „Die Politik muss an die Themen ran, die sie seit Jahren unter Einfluss von Lobbyisten vermieden und verschleppt hat: CO2-Preis, Energiewende, Agrarwende, Mobilitätswende, Bauwende, Umverteilung“, sagt Jorberg. Die GLS Bank und ihre Unternehmenskunden erwarteten als sinnorientierte Wirtschaftsunternehmen eine grundgesetzkonforme und generationengerechte Klimapolitik.
Die Zeit drängt: Laut Weltklimarat bleiben der Welt drei Jahre, um die schlimmsten Folgen der Erderhitzung abzuwenden. Ein Vorbote war die Flutkatastrophe im Juli, für die die Bundesregierung in kürzester Zeit ein 30-Milliarden-Euro-Hilfspaket verabschiedete. Für wirksame, wenn auch immer noch unzureichende Klimaschutzmaßnahmen wie einen CO2-Preis brauchte sie dagegen Jahrzehnte.
„Mit der klimagerechten Transformation der Wirtschaft arbeiten wir an einer der größten Herausforderungen unserer Zeit. Viele Unternehmen und Projekte zeigen schon heute, dass nachhaltiges Wirtschaften erfolgreich ist“, heißt es in einem Schreiben, mit dem das Positionspapier an diesem Mittwoch auch an rund tausend Direktkandidatinnen und -kandidaten für den nächsten Bundestag verschickt wird.
Eine Liste der Unterzeichner finden Sie hier.
Zur Kampagne "Zukunft jetzt!" ist ein Spezial online erschienen mit Beiträgen u.a. zu Agrarwende, Bauwende und Mobilitätswende.
Wie generationengerechte Politik aussehen kann (Zusammenfassung des Positionspapiers):
Die geforderte CO2-Abgabe von 80 Euro steigt schnell in den dreistelligen Bereich und wird für eine Übergangszeit durch Investitionszuschüsse für CO2-sparende Technologien (CCfD) und Grenzausgleiche für Importe ergänzt. Subventionen für fossile Technologien fallen weg, der Ausstieg aus allen fossilen Energien erfolgt bis 2035. Eine schnelle Agrarwende rettet die hiesige Artenvielfalt. Abgaben auf Spritz- und Düngemittel und das Ziel von 100 Prozent Bio für die Landwirtschaft beschleunigen die Wende.
Halb so viel Autoverkehr und doppelt so leistungsfähiger öffentlicher Nahverkehr, Vorfahrt für Fußgänger und Radfahrende und neue Verkehrssysteme führen in die ökologische Mobilitätswende. Bauprojekte berücksichtigen soziale Vielfalt, ökologische Obergrenzen und effiziente Flächennutzung. Es kommen nachhaltige Baustoffe zum Einsatz und auf Dächern sind Solarmodule verbaut.
Kurz: Die Politik orientiert sich am Menschen und an Gerechtigkeit in der Gesellschaft. Dazu gehört auch, dass umweltschädliche Produkte und Angebote teurer werden. Die soziale Antwort darauf sind keine Kompensationen, die die Maßnahmen wieder wirkungslos machen. Sondern es gibt eine systematische Antwort auf die Verteilungsfrage. So können Mindesteinkommen aufgestockt und Vermögen stärker besteuert werden.