01.02.2022

Grünes Geld wirkt – doch Taxonomie ist Greenwashing

GLS Bank steigert Bilanz um 15 Prozent

Berlin, 1. Februar 2022. Die älteste sozial-ökologische Bank Deutschlands steigert ihr Ergebnis 2021 um 15 Prozent. Mit einem Geschäftsvolumen von über 10 Milliarden Euro zeigt die GLS Bank: Der konsequent nachhaltige Ansatz wirkt. Umso bedauerlicher, dass die EU-Taxonomie den Finanzsektor in die falsche Richtung führt, kritisiert GLS Bank Vorstandssprecher Thomas Jorberg: „Die Taxonomie verfehlt ihr Ziel und ist in ihrer aktuellen Form Greenwashing, unwirksam und wettbewerbsverzerrend.“

Die europäische Politik vergibt die historische Chance, ein vertrauenswürdiges Siegel als Mindeststandard für nachhaltige Geldanlagen und zukunftsweisende Investitionen zu schaffen. Jorberg fordert die neue Bundesregierung auf, sich entschlossen für eine vollumfängliche Renovierung der in ihrer jetzigen Form unbrauchbaren EU-Taxonomie einzusetzen.

Eine umfassende Neuausrichtung der Wirtschaft ist angesichts der sich auftürmenden physischen Risiken der einzige Ausweg aus der Krise. Jorberg fordert: „Wir brauchen einfache und schnelle Genehmigungsverfahren für Erneuerbare Energien. Wind auf die Fläche, Photovoltaik auf die Dächer – so beschleunigen wir die Energiewende. Der Sozialausgleich für gestiegene Energiepreise kann durch ein bedingtes Energieeinkommen erfolgen. Die physischen und transitorischen Risiken müssen zudem in die Bonitäts- und Risikosteuerungen von Finanzinstituten einfließen.“ Jorberg verweist auf den Ernst der Lage: „Unsere Systeme versagen. Angesichts von Klimakrise, Gesundheitskrise und der Gefährdung des Friedens durch Nationalismus brauchen wir deshalb eine tiefgreifende Transformation statt oberflächliche Symptombekämpfung.“

Die GLS Bank hat 2021 mit dem Geld ihrer inzwischen rund 330.000 Kund*innen, darunter über 100.000 Genossenschaftsmitglieder, zahlreiche Projekte mit diesem Anspruch ermöglicht. Das Kreditvolumen stieg auf 4,5 Milliarden Euro. Aus dem Kreditneugeschäft flossen Gelder zu 30 Prozent in sozial-ökologisches Wohnen, zu 23 Prozent in Erneuerbare Energien und zu 15 Prozent in die nachhaltige Wirtschaft. Mehr als 1,13 Milliarden Euro haben auf diese Weise positiv gewirkt. Außerdem hat sich das nachhaltige Wertpapiergeschäft mit einer Gesamtsumme von knapp 2 Milliarden Euro ausgesprochen positiv entwickelt. „Diese Hebelwirkung müsste mit den richtigen Rahmenbedingungen vervielfacht werden“, sagt GLS Bank Vorständin Aysel Osmanoglu.

Hintergrundinfo Physische Risiken
Physische Risiken ergeben sich sowohl in Hinblick auf einzelne Extremwetterereignisse und deren Folgen (Beispiele: Hitze- und Trockenperioden, Überflutungen, Stürme, Hagel, Waldbrände, Lawinen) als auch in Bezug auf langfristige Veränderungen klimatischer und ökologischer Bedingungen (Beispiele: Niederschlagshäufigkeit und -mengen, Wetterunbeständigkeit, Meeresspiegelanstieg, Veränderung von Meeres- und Luftströmungen, Übersäuerung der Ozeane, Anstieg der Durchschnittstemperaturen mit regionalen Extremen).

Hintergrundinfo: Transitorische Risiken
Transitorische Risiken bestehen im Zusammenhang mit der Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft: Politische Maßnahmen können zu einer Verteuerung und/oder Verknappung fossiler Energieträger oder von Emissionszertifikaten führen (Beispiele: Kohleausstieg, CO2-Steuer) oder zu hohen Investitionskosten aufgrund erforderlicher Sanierungen von Gebäuden und Anlagen. Neue Technologien können bekannte verdrängen (Beispiel: Elektromobilität), veränderte Präferenzen der Vertragspartner und gesellschaftliche Erwartungen können nicht angepasste Unternehmen gefährden.

Quelle: Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken, BaFin

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