17.04.2018

Offener Brief: EU-Politik für nachhaltige Geldanlage

Ein breites Bündnis von Finanzakteur*innen, Wissenschaftlern*innen sowie Organisationen der Zivilgesellschaft und der Kirche fordert von den handelnden politischen Akteure auf europäischer und deutscher Ebene konkrete Schritte für eine nachhaltige Finanzwirtschaft. Denn die Finanzindustrie, Banken und Investoren haben mit der bewussten Steuerung von Geldströmen einen enormen Einfluss auf die nachhaltige Transformation der Gesamtwirtschaft und vieler gesellschaftlicher Rahmenbedingungen.

Vier Punkte sind den Initiator*nnen des Offenen Briefes besonders wichtig:

  1. EU-Klassifizierungssystem zur Definition von Sustainable Finance - nicht nur Green Finance:
    Die EU-Kommission will richtigerweise im ersten Schritt eine solche Systematik einführen, da sie als Grundlage für viele weitere Maßnahmen erforderlich ist. Bei dem Prozess sollte der Fokus aber nicht zunächst nur auf den Klimawandel gelegt werden, sondern von Beginn an ein umfassendes Nachhaltigkeitsverständnis zu Grunde legen, um die Auswirkungen von finanziellen Aktivitäten sowohl auf ökologische wie auch soziale Themen zu berücksichtigen. Eine entsprechende Orientierung hierfür können die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen sein.
  2. Treuhänderische Pflichten und verstärkte Nutzung von Stimmrechten:
    Der verantwortungsvolle Umgang mit den Mitteln von Dritten erfordert zwingend, ESG-Aspekte (environmental Social Governance) in den Entscheidungsprozess für Investitionen einzubeziehen und gegenüber den Investoren transparent zu machen, denn jede Investition hat neben der finanziellen auch eine gesellschaftliche Wirkung. Aktuell wird dies in den einschlägigen Bestimmungen noch nicht ausreichend berücksichtigt und bestimmte Nachhaltigkeitsstandards müssen in allen Bereichen und auf allen Ebenen der Geldanlage wirksam werden. Die Verantwortung der Investoren gegenüber Gesellschaft und Umwelt drückt sich auch in einer aktiven Nutzung ihrer Einflussmöglichkeit im Zuge von Stimmrechtsausübungen aus.
  3. Offenlegung von Nachhaltigkeitsrisiken, verstärkte Transparenz und weiterentwickelte Finanzmarkt-Regulierung:
    Zur Schaffung von Transparenz sind weitere Schritte zur umfassenden und einheitlichen Offenlegung von ESG-Risiken bei Finanzinstituten und zu den Auswirkungen ökonomischer Prozesse auf Gesellschaft und Umwelt erforderlich. Diese Risiken müssen auch durch unterschiedliche Eigenkapitalanforderungen für nachhaltige und nicht-nachhaltige und somit auch volkswirtschaftlich schädliche Wirtschaftsweisen, Berücksichtigung finden. In diesem Zusammenhang ist die Regulierung der Finanzwirtschaft weiterzuentwickeln – was aber nicht mehr, sondern eine bessere Regulatorik bedeutet.
  4. Aufnahme von Nachhaltigkeitsaspekten in die Mandatierung der europäischen Aufsichtsbehörden:
    Im Rahmen dieser bereits geplanten Maßnahmen sollen unter anderem systematisches Kurzfristdenken ausgeschlossen und umfassende Nachhaltigkeitsaspekte auch in den Bereichen Risikomanagement und -minimierung betrachtet werden.

Lesen Sie hier den kompletten Brief mit allen Forderungen.

Initiatoren des Briefes sind CRIC e.V., Germanwatch e.V., Institute for Social Banking e.V.,
Invest in Visions GmbH, Hannoversche Kassen, Triodos Bank N.V. Deutschland, Prof. Dr. Christian Klein, Corporate Finance, Universität Kassel, SÜDWIND e.V. und WWF Deutschland.
Unterzeichner*innen sind u.a. die GLS Bank, B.A.U.M. e.V., KD-Bank, EthikBank eG, Evangelische Bank eG, Facing Finance e.V., GLS Treuhand e.V., GreenCity Energy AG